freilaufender Hahn
✔ Stundenlanges Lesenvergnügen
✔ Das Lesen stimuliert die Vorstellungskraft
✔ Bücher bieten eine Flucht in andere Welten
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Jean Pierre Dumoulin, einst ein erfolgreicher und hochintelligenter Anwalt, musste die Anwaltskammer wegen Untreue, Verletzung der Vertraulichkeit und Fälschung verlassen. Danach arbeitete er kurzzeitig als Verwaltungsassistent bei einem Versicherungsmakler, bei einem Antiquitätenhändler, als Nachtportier in einem Hotel und später als Verkäufer bei einem Inkassobüro. Wutausbrüche und rücksichtsloses Verhalten aufgrund von Alkoholexzessen begannen jedoch, seine Familie immer mehr zu plagen. Alkoholismus und Eskapismus wurden zu einem roten Faden in seinem Leben und prägten auch das Leben seiner Frau über Jahre hinweg.
?Vor seiner Alkoholsucht wurde Jean Pierre Dumoulin immer wieder in Kliniken eingewiesen und unterzog sich den üblichen Entzugsbehandlungen. Eine genaue Diagnose seines destruktiven Verhaltens und seiner Neigung zum unangekündigten Weglaufen, oft am Rande der Gesellschaft, wurde später und eigentlich viel zu spät gestellt. Es wurde schließlich klar, dass er neben Alkoholismus auch an einer manisch-depressiven Störung litt.
?Zeiträume scheinbar normalen Familienlebens und relativen Erfolgs waren durchsetzt mit unaufhörlichem Alkoholmissbrauch, Geldverschwendung und neuen Schulden, Gewalt und Manie Flucht, sexuelle Entgleisung und Besuch der Prostitution. Er wurde Direktor eines großen Inkassobüros in Brüssel, wechselte aber für dieses Unternehmen als Krisenmanager nach Paris, wo sein Alkoholkonsum einen neuen Tiefpunkt erreichte. Nach einer weiteren erfolglosen Reha in einer spezialisierten Einrichtung gründete er sein eigenes Inkassobüro, von dem er anderthalb Jahre später seine Anteile verkaufte, um ohne Lebenszeichen nach Spanien abzureisen und seine Frau und vier Kinder in Belgien zurückzulassen. Dort verschwendete er ein kleines Vermögen und schrieb seinen ersten Roman Café la Lune, eine romantisierte Autobiografie voller Lügen und Unwahrheiten, die positive Kritiken erhielt.
?In seinem neuen Buch Scharrelhaan bekennt Dumoulin nun erstmals offen die nackte Wahrheit über die Qualen der bipolaren Störung und Alkoholabhängigkeit sowie die Ohnmacht und Ignoranz der Psychiatrie. Treffend skizziert er auch seine Mitsüchtigen und deren Therapeuten und das desolate Leben in der Reha. Der Untertitel Confession sollte daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
?Der Autor hat auch Tagebuchnotizen und Reflexionen seiner Frau und Dichterin Patricia Lasoen in das Buch eingewebt, sowie Fragmente aus ihrem unveröffentlichten Roman De Silbermannaalden, Zeugnisse, die ein ergreifendes Bild hervorrufen ihres Lebens mit einem völlig aus den Fugen geratenen Mann.
Freilandhahn ist der Bericht eines wild zersplitterten und heruntergekommenen Lebens, das von manischer Depression und Alkoholismus geprägt ist. Aber es ist auch eine scharfe Kritik an der Psychiatrie und der Sinnlosigkeit vieler Therapien.
Es ist auch fesselnd und exzellent geschrieben